- Season 2025 - 2026
- Thun – Lugano
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- 0:1
Minus sechs Grad. Kein Wetter, um Fussball zu spielen. Aber als Fan des Super-League-Leaders lässt man sich nicht so leicht beirren und ist eiskalt. Wir wärmen uns mit Glühwein auf. Als Erstes im Glühweinhaus am Bahnhof, wo Kollege Party-Kernen schon wieder einen vollen Sammelpass einlöst. Bei mir ist es Glühwein Nummer Zwei im ganzen Winter. Topseriös nehme ich den Glühwein ohne Schuss, worauf mir der Kollege aus Oberdiessbach aus seinem Flachmann ordentlich viel Schnaps reinschüttet. Das gibt warm ums Herz. Weniger Glück habe ich an der Block Süd-Bar vor dem Stadion. Der Glühwein ist bereits ausverkauft. Dafür erhalte ich drinnen im Stadion an der Theke noch den allerletzten Becher aus dem Glühweintank. So viel Glück hatte ich in den letzten Jahren selten beim FC Thun. Nur zittert in der Fankurve meine errötete Hand so sehr, dass ich immer wieder Glühwein ausschütte. Ich werde alt und kalt. Um so erwärmender, dass erst die Thunfans eine erste Pyro zünden noch vor Anpfiff und dann auch die kompakte, aber laute Lugano-Kurve mit einer Rakete mitzieht. Hier hat niemand vor, mit leeren und kalten Händen das Stadion zu verlassen.
Lugano startet besser ins Spiel, aber Steffen hält stark. Mit fortlaufendem Spielverlauf kommt auch Thun zu Chancen. Statt passend zum Wetter eiskalt verwertet zu werden, werden sie vergeben. Besonders eine Szene sorgt für hitzige Diskussionen: Kurz vor der Pause scheitert Imeri mit einem Abschluss an Lugano-Verteidiger Zanotti. Doch hat der den Versuch mit dem Ellbogen abgewehrt? Der VAR meldet sich nicht. 0:0 steht es nach 45 Minuten.
In der Bier-Warteschlange wärmen wir uns kurz auf, bevor es wieder in die Kühlbox zurückgeht. Dort gefallen uns die Thuner. Imeri spielt stark, Heule vergibt eine Topchance, Roth scheitert, dann wieder Imeri. Das Auslassen der Chancen ist zum Haareraufen. Gut trägt heute jeder eine Kappe. Dann die 74. Minute. Bei einem Angriff gräscht Bislemi Thun-Goalie Steffen um. Stürmerfoul, klar. Aber auch Rot. Ein harter Entscheid.
Thun somit in Überzahl. Und weiter in der Offensive. Doch der Ball will nicht rein. Das rächt sich normalerweise. Und auch heute. In der 84. Minute gewinnt Koutsias das Duell gegen Dähler durch und lanciert Cassano. Der ist wirklich eiskalt und wuchtet den Ball ins Netz. 0:1. Thun hat noch Zeit, auch weil sechs Nachspielminuten angezeigt werden. Rupp versucht es, auch Meichtry. Aber dann ist Schluss. Thun verliert das Spiel in der Kühlbox Stockhorn Arena und bleibt doch Leader. Eigentlich wäre da der Wintermeistertitel verdient, aber die Super League will trotz der eisigen Temperaturen noch einen ganzen Monat lang weiterspielen. Ja dann hoffen wir mal, dass bis zum nächsten Match die Glühweintanks wieder aufgefüllt sind.
- Season 2025 - 2026
- Servette – Thun
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- 0:1
- 08/11/2025
Heute Abend spielt Thun gegen Servette. Party-Kernen und ich treffen uns, um das Spiel gemeinsam zu verfolgen. Er kommt direkt von einer Fussballspritztour. Im Wankdorf hat YB, die Zweite, gegen Cham 1:1 gespielt. Ich komme vom Bundesligaschauen vor dem Fernseher, wo Bayern und der HSV mal wieder bewiesen haben, dass sich im Fussball das Fighten bis ganz zum Schluss lohnt. Unser Treffpunkt ist nicht das Stade de Genève, sondern das Hallenstadion, das sich fürs Wochenende den Namen «Heubode» gegeben hat. Trauffer ist on tour und Party-Kernen und ich mittendrin im Musikspektakel. Die Verbindung nach Genf ist durch unsere Handys sichergestellt. Und während Trauffer zu singen beginnt über idyllische Orte am Brienzersee oder unter Zwetschgenbäumen, passt das Verfolgen des Spiels am Bildschirm perfekt. Denn auch in Genf wird in der Startviertelstunde vor allem auf den Bildschirm gestarrt. Dem VAR sei Dank.
In der 10. Minute erobert sich Roth den Ball und zieht direkt auf das Tor von Servette los. Douline bringt den Thuner zu Fall – und Schiedsrichterin Blanco zeigt auf den Punkt! Penalty? Oder doch Freistoss? Die Entscheidung dauert lange. Weil sich der VAR einschaltet, gibt es schlussendlich doch nur einen Freistoss für Thun.
Nur drei Minuten später, in der 13. Minute, wiederholt sich das Ganze beinahe eins zu eins: Nach einem weiten Einwurf von Heule springt der Ball an die Hand von Servette-Verteidiger Bronn – und erneut zeigt Schiedsrichterin Blanco auf den Punkt! Penalty? Oder wieder nicht? Die Entscheidung dauert lange. Der VAR meldet sich und nimmt auch diesen Penalty für Thun zurück: Unabsichtliche Handberührung, also doch Abstoss.
Zum Glück stimmt Trauffer ein Gute-Laune-Feuerwerk an, sonst würden sich Party-Kernen und ich uns wohl nur noch mehr ärgern. Und wie passend: Ein ganzer 15-Minuten-Block Italosongs! Wer, wenn nicht die Italiener, weiss besser, wie es ist, vom Schiri-Team übervorteilt zu werden?
Bis zur Pause übernimmt mit Servette vor allem das Heimteam zunehmend die Kontrolle. Das Spiel wird körperbetonter, doch zwingende Torchancen bleiben aus.
Während sich unsere Jungs in Genf verpflegen können, ist für uns in Zürich der Weg zum Bier zu weit. Pausen? Fehlanzeige. Nur zwei Mal scheint das Konzert vorzeitig zu enden, doch das Publikum hebt in bester VAR-Manier den Entscheid auf und erzwingt mit lautem «Zugabe, Zugabe!» die Fortsetzung. Und noch eine Szene im Konzertsaal, der ans Fussballstadion erinnert. Plötzlich springt ein junger Mann oben ohne auf die Bühne. Ganz wie bei den Ultras gehört die Sixpack-Show offenbar dazu, sie ist das Startsignal für den nächsten Fangesang. «Das chuunt eus spanisch vor.» Mit Ehrengast Maja Brunner in ganz breitem Züridütsch. Kurz habe ich als Stadtzürcher meinen Heimatmoment, doch schon folgt für Party-Kernen die nächste Hymne aufs Berner Oberland. Die Stimmung ist ausgelassen, wird aber plötzlich getrübt. «1:0 für Servette» wird aus Genf gemeldet.
Über Stevanovic kommt der Ball zu Antunes, der sich dreht und abschliesst. Bamert fälscht noch entscheidend ab und so zappelt nach rund einer Stunde der Ball im Netz. Doch es ist nicht die Führung für Servette: Wieder meldet sich der VAR und pocht darauf, dass Stevanovic rund 30 Sekunden zuvor im Abseits stand. Es bleibt beim 0:0.
In Zürich werden für die zweite Konzertzugabe Plastikkühe verteilt. Und das ganze Stadion singt: «Doch Sie het Müeh mit de Chüeh, Müeh mit de Chüeh, Müeh mit de Chüeh, Müeh mit de Chüeh.»
Zugleich könnte man in Genf singen: «Doch er het Müeh mit däm Ball, Müeh mit däm Ball, Müeh mit däm Ball, Müeh mit däm Ball.» Mit Fingerzeig auf Servette-Goalie Mall. Kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit wird der aufgerückte Bürki in Strafraumnähe gefoult. Bertone legt sich den Ball zurecht, er tut das nur, weil Imeri, Freistoss-Spezialist Nummer eins, kurz zuvor ausgewechselt worden ist. Rund 23 Meter beträgt die Distanz. Bertone nimmt nur kurzen Anlauf, der Ball steigt über die Mauer und senkt sich im richtigen Moment oben links ins Netz. Servette-Goalie Mall zuckt nicht mal und schaut ziemlich verdutzt in die Genfer Nacht.
Die Thuner Fankurve bejubelt zur 90. Minute die Führung und ist in diesem Moment wohl noch lauter als die Trauffersche Fankurve im Hallenstadion. Und dann enden um 22:23 Uhr beide Spektakel nahezu zeitgleich. Hier das tolle Konzert, dort das tolle Spiel. Was beiden Veranstaltungen zugleich ist: In Zürich, wie in Genf gehen Berner Oberländer als viel umjubelte Sieger vom Platz.
- Season 2025 - 2026
- Thun – Sion
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- 2:1
- 01/11/2025
Luxusprobleme an Allerheiligen: Soll ich mir den Match ansehen, in dem Kriens die Tabellenspitze verteidigt? Oder soll ich mir den Match ansehen, in dem Thun die Tabellenspitze verteidigt? Da mir U21-Teams ziemlich auf den Wecker gehen, entscheide ich mich gegen Kriens gegen FCB, die Zweite und für Thun gegen Sion, die Erste. Doch kaum sitze ich mit meinem Promotion League-erfahrenen Trio an der Schiffsländte in Thun, spricht uns die Polizei an. Ob wir wirklich hier sitzen bleiben wollen, wenn sogleich der Extrazug aus dem Wallis ankommt? «Ja, bis uns die Polizei sagt, wir sollen uns entfernen.» Der Polizist antwortet staubtrocken: «Ja, das wäre jetzt der Moment.» Und so verziehen wir uns halt auf die andere Seite des Aarebeckens. Von hier aus verfolgen wir die Ankunft der Sionfans, wir sind gut getarnt mit Cardinal-Bierflaschen. Alles verläuft friedlich.
Im Stadion ist es eng, wie es sich bei einem Leader gehört. Zwar wird erst die Zuschauerzahl 7000 auf dem Stadionscreen eingeblendet, was aber nur ein Fehler sein kann. Und tatsächlich wird die Zahl kurz darauf auf 9500 korrigiert. Beeindruckend. Muss ja nicht jeder wissen, dass hunderte Tickets für 11 Franken verkauft worden sind.
Sion startet besser ins Spiel, Costa hat nach 9 Minuten eine Topchance. Doch Steffen wehrt gekonnt ab. In der 15. Minute geht das gleiche Duell aber anders aus. Costa hämmert den Ball volley unter die Latte. 0:1. Sion hat das Spiel nun im Griff. Und wie. In der 27. Minute weiss sich Dähler gegen Nivokaci nur mit einem Foul zu helfen. Schiedsrichter Drmic zögert nicht und zeigt auf den Punkt. Kabacalman läuft an und schiesst den Ball knapp übers Tor. Die Latte wohl vor noch in Spiel, aber Hauptsache nicht das Tornetz. Es bleibt beim 0:1.
Für Aufregung sorgt nun aber Kusi, der Unscheinbare aus unserem Fussballexpertentrio. Es kommt mit sechs Bier von einen Abstecher an den Verpflegungsstand zurück. Doch Party-Kernen und ich gehen beide leer aus, weil der Kusi der halben Kurve ein Bier zu Schulden scheint. Wie süffig war wohl das Spiel letztes Wochenende im Wallis für ihn? An was wir uns erinnern können: Vor Wochenfrist hat Thun gehen Sion gewonnen. Und auch heute bessert sich die Situation noch vor der Pause. In der 39. Minute ist Thun endlich gut im Schuss. Eine Flanke von Heule, welche Ibayi verwertet. Doch der VAR meldet sich. War da irgendwo eine Abseitsposition? Doch Nein, der Treffer zählt. 1:1.
Mit diesem Resultat geht es in die Pause. Wie schreibt der Liveticker-Schreiberling des Thuner Tagblatts passend: «Thun und Sion gehen mit einem 1:1-Unentschieden in die Kabine. Puh, durchatmen, kühles Bier holen.» Und tatsächlich holen Party-Kernen und ich uns nun die Bierrunde, für die es vor Anpfiff wegen der langen Warteschlange nicht gereicht hat. Was auch jetzt viel Zeit in Anspruch nimnt.Gut zündet der Block Süd zu Wiederanpfiff jede Menge Pyros, ansonsten hätten wir wohl die ersten paar Spielszenen verpasst. Wobei Kollege Kusi trotzdem erst nach 58 Spielminuten den Weg zurück in die Kurve findet. Und das nur mit einem Bier statt einem Sechserpack. Da kommt zumindest kein Neid auf.
Sion ist zeitweise nahe am Führungstreffer. Doch Thun kämpft mit dem Glück eines Leaders. Und nutzt eiskalt die eigene Grosschance. Rastoder setzt sich mit vollem Körpereinsatz gegen Kronig durch und schiebt zum 2:1 ein. 65 Minuten sind da gespielt. Doch der Match dauert noch eine halbe Stunde. Es ist ein ständiges Hin und Her. Mit leichten Vorteilen für Sion. Aber genauso gut könnte der eingewechselte Gutbub mit seinem 3:1 alles klar machen. Aber er setzt den Ball knapp nebens Tor.
Dann ist Schluss und Thun bejubelt den dritten Sieg von der Tabellenspitze aus. Angesichts des hart umkämpften Spiels müssen sich Fans und Spieler erst einmal hinsetzen, um das Erlebte zu verarbeiten, bevor die grosse Stadionparty steigen kann. Hat YB das Hinsetzen vor der Kurve erfunden, wie auf dem 1898er-Forum behauptet wird? Nein! «Die Nummer 1 von Bern sind wir!» Fehlt noch der Handyblick Richtung Kriens. 3:2-Sieg gegen FCB, die Zweite. Führung ausgebaut. Es läuft an Allerheiligen.
- Season 2025 - 2026
- Thun – Winterthur
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- 3:0
- 28/10/2025
«Zürcher halten FC Thun-Fanblog im Schuss»: So titelt das Onlineportal Klein Report zum Neustart von thunfans.ch. Danke für die Vorschussloorbeeren. Aber für das Aufblühen der Website mit lustigen Anekdoten und lesenswerten Erfolgsmeldungen müssen schon die Thuner selbst besorgt werden. Vor allem jene auf dem Platz mittels fleissigem Punktesammeln. Da trifft es sich gut, kommt heute eines der schwachen Zürcher Teams ins Berner Oberland. Oder wie es der Klein Report so passend beschreibt: «Während die abstiegsgefährdeten Zürcher Fussballklubs FCZ und GC auf dem Spielfeld Tipps vom Tabellenführer FC Thun gut gebrauchen könnten, lief es im Internet bei einer Rettungsaktion für die Website thunfans.ch in den vergangenen Monaten genau umgekehrt.» Und neben beziehungsweise unter diesen beiden Stadtklubs gibt es den Aggloklub FC Winti, der noch ohne Saisonsieg dasteht. Ein direkter Gegner des FC Thun? Mit Abstrichen.
Ist es schon die Arroganz des Leaders, dass wir beim Eintrinken auf das Spiel nicht etwa über die Tabellensituation diskutieren, sondern über die Glühweinstatistik von Party-Kernen. Können seine Besuche im Glühweinhaus vor und nach dem Servettespiel doppelt gezählt werden oder doch nur einfach? Kein VAR zur Hand, der hier endgültig und falsch klären könnte. Und so prosten wir uns mit dem Glühweinglas zu beim wahlweise vierten oder fünften Glühweintrip von Party-Kernen. Zeit bleibt genug zum Trinken und Fachsimplen, denn Thun spielt heute ganz schön spät gegen Winterthur. Anpfiff ist um 20:30 Uhr, was vor der Zeitumstellung vom Wochenende 21:30 Uhr gewesen wäre. Ich habe mir vorsorglich eine Übernachtungsmöglichkeit in Thun organisiert.
Als es endlich losgeht drüben im Stadion, sind erstaunliche 7000 Zuschauer anwesend. Darunter selbst eine Hundertschaft Winterthurer. Das Spiel beginnt mit einer Wintichance und flacht dann ab. Ich lästere schon, dass wir uns hier für ein 0:0 in der Kälte eingefunden haben. Erst nach einer Viertelstunde kommt Thun durch Ibayi zu einer ersten Chance, doch Winti-Goalie Kapino kann den Ball entschärfen. Was Silea-Goalie Party-Kernen ins Schwärmen bringt, der entgegen seiner Fanbiografie die Aktionen des Winti-Goalies abfeiert. Und irgendwie verläuft diese positive Einzelkritik auch entgegen dem Spielverlauf. In der 20. Minute verwertet Dähler einen Abpraller, der bei einem weiteren guten Antritt von Ibayi entstanden ist. In der 33. Minute schiesst Thun den Ball ein zweites Mal über die Linie, doch Schiedsrichter Piccolo entscheidet auf Abseits. Und in der 36. Minute wuchet Bertone den Ball an der Strafraumgrenze aus spitzem Winkel in die lange Ecke. Damit steht es 2:0. Und fast alle im Stadion feiern die Thuner Elf statt den Winti-Goalie.
Wenn es denn weiter elf wären auf dem Platz. In der 38. Minute tritt Matoshi im Duell Sahitaj auf den Knöchel. Ein dummes Missgeschick. Für uns in den Fanrängen höchstens ein gelbwürdiges Foul, doch Schiedsrichter Piccolo stellt gemeinsam mit dem VAR Matoshi vom Platz. Thun in Unterzahl und das Spiel dauert noch fast eine Stunde. Das Stadion tobt. Dass in den wenigen Minuten bis zur Pause auch noch Ibayi und Bertone Gelb sehen nach Zweikämpfen, heizt die Stimmung zusätzlich an. Wir sind froh, dass Thun den Zwei-Tore-Vorsprung in die Pause rettet.
Kaum läuft das Spiel wieder, gibt es den nächsten grossen Auftritt für das Duo Piccolo VAR. Ein weiterer bissiger Zweikampf, wobei dieses Mal der Winterthurer Durrer einem Thuner auf den Fuss tritt. Wieder wird die Rote Karte gezückt, doch der VAR legt sein Veto ein. Piccolo nimmt den Entscheid zurück, nur Gelb gegen Durrer und Thun weiter in Unterzahl. Säb isch nöd suuber!
Bei all dem Ärger fällt erst spät auf, dass Winti so gar nichts mit der numerischen Überlegenheit anzufangen weiss. Der Ball wird hin und her geschoben, bei den spärlichen Angriffsversuchen fliegt der Ball weit am Tor vorbei. Nach einer Stunde lege ich mich fest: Der FCW wird hier kein Tor schiessen. Stattdessen hat Party-Kernen in der Schlussphase des Spiels wieder vermehrt die Gelegenheit, die Heldentaten des No-Party-Kapino zu bewundern. Thun übernimmt nämlich wieder das Spieldiktat, kommt zu einigen guten Schüssen und schliesslich zum Tor. In der 82. Minute schiesst Rastoder zum 3:0 ein. Zugleich das Schlussresultat.
Bleibt die Frage, was für Tipps wir von thunfans.ch eigentlich diesem Zürcher Aggloklub geben könnten. Party-Kernen schwankt zwischen den beiden Ratschlägen 10-Spiele-Boykott und Verkauf von Kapino an Thun. Ich dagegen rege an, dass ein Fanblog namens wintifans.ch mit gepfefferten Spielberichten ein erster Schritt aus der Krise sein könnte. Ganz ironiefrei natürlich.
- Season 2025 - 2026
- Sion – Thun
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- 0:1
- 25/10/2025
Ja, er lebt noch, er lebt noch, er lebt noch
Ja, er lebt noch, er lebt noch, stirbt nicht…
Hier ist er wieder, der Internetauftritt der Thunfans. Nach langer Verletztenpause seit Mai 2025 und einer mangelhaften Performance seit mindestens zwei Jahren ist thunfans.ch endlich in alter Stärke zurück. Ein unerwartetes Comeback, wie wir es uns einst für unseren Haudegen Hediger erhofft hatten. Damals vor dem Abstieg. Möglich gemacht wurde der Neustart durch einen finanzkräftigen Mäzen. Beim FC Thun bleibt der Investor anonym, wir bei thunfans.ch sagen dagegen offen, wer dahintersteht: der Thuner Stamm von Zürich. Säb isch eso!
Das erste Spiel der neuen thunfans.ch-Zeitrechnung heisst Sion gegen Thun. Und Thun fährt als Leader ins Wallis. Mit dabei für thunfans.ch ist unserer Aussenreporter und VJ Party-Kernen. Vor dem Spiel ist er sehr optimistisch, insbesondere wettermässig: «Heute gibt’s ein Reisli nach Sion, ins schöne Wallis wie die Walliser sagen, 360 Tage Sonne und 4 Tage Regen.» Weshalb ein Jahr im Wallis offenbar einen Tag kürzer dauert als im Rest der Schweiz, bleibt in seiner ersten Fussballbotschaft ans thunfans.ch-Hauptquartier unbeantwortet. Es muss was mit einem Filmriss nach einer durchzechten Nacht zu tun haben. Eine andere Aussage trifft er jedoch punktgenau: «Mit einem Sieg kann Thun Sion auf sieben Punkte distanzieren.»
So macht sich Party-Kernen für uns auf den Weg und packt Feldschlössli und Berliner Luft ein, wie er uns mit einem Bildergruss von unterwegs mitteilt. Der Blick durchs Fenster des Extrazugs sieht dabei düster aus, denn heute ist einer der vier Tage, an denen es regnet im Wallis. Und zwar heftig und ohne Unterbruch. Dies zeigt auch der nächste Videogruss, den Party-Kernen vor dem Gästesektor zeigt. Wir erkennen eine Bierdose, viel Regentropfen und den einfahrenden Aebikurve-Fancar. Das passende Fazit dazu: «Ein Gugus-Wetter».
Das geht’s in die Kurve. Und wieder zückt Party-Kernen sein Handy. Und Nein, das thunfans-Team hat ihm nicht diesen Auftrag gegeben. Unsere neue Website weist zwar eine Bildergalerie-Rubrik auf, aber die wollen wir gemäss Ultratradition nur sehr spärlich befüllen. Und überhaupt: Für mögliche Wasserschäden am Handy oder an den Powerbanks von Party-Kernen durch Regen oder Bierwürfe ist im Budget kein Platz. Die «Rot-Wys-Allez»-Tonaufnahme mag noch okay sein, auch wenn sie in den Ohren ziemlich schmerzt. Und das nicht nur, weil es sich um eine altbekannte Sion-Melodie handelt. Die Videoaufnahme dagegen Richtung Schloss Tourbillon müsste nun nicht sein. Es scheint nicht mal die Sonne. «Natel us dr Kurve!» wird Party-Kernen belehrt.
Dann beginnt das Spiel und die Fernsicht ist weg. Wie eigentlich auch der Blick aufs Spielfeld. Beide Kurven zünden fleissig und hören damit gefühlt bis zum Schlusspfiff nicht mehr auf. So ausgeglichen die Kräfteverhältnisse auf den Fanrängen sind, so ausgeglichen sind sie auf dem Spielfeld. Was für den beherzten Auftritt der Thuner spricht.
Der entscheidende Treffer fällt früh: Kastriot Imeri, erst zum zweiten Mal von Beginn an im Thuner Kader, sorgt in der 12. Minute für das einzige Tor des Abends. Imeri zirkelt einen Freistoss aus rund 20 Metern über die Mauer. Wenn auch im Walliser Nebelmeer nicht ganz einfach zu erkennen, ist es ein sehenswerter, wenn auch haltbarer Treffer, bei dem Sion-Goalie Racioppi nicht ganz schuldlos bleibt.
Nach dem Rückstand verliert Sion den Faden, während Thun geschickt verwaltet. Erst nach der Pause erhöhen die Walliser das Tempo und drängen energisch auf den Ausgleich. Die Thuner geraten zunehmend unter Druck, verteidigen jedoch gewohnt bissig. Nach vorne ist Thun dann gefährlich, wenn sich Freiräume bieten. So reiht sich auch auf bei den Oberländern Chance an Chance: In der 53. Minute scheitert Heule an der Latte, Labeau verpasst gleich zweimal nur knapp. Und in der Nachspielzeit ist nicht etwa Sion am Drücker, sondern Meichtry, der in der 92. Minute auf das erlösende 0:2 erhöhen müsste. Doch weil er beim Schuss zögert, kann ihm doch noch ein Verteidiger den Ball wegschnappen. Kurz darauf ist Schluss und Thun bejubelt einen hart erkämpften Auswärtssieg.
Ein freudiger Anlass für uns von thunfans.ch, wieder Kontakt mit Aussenreporter «Party-Kernen» aufzunehmen. Die gemeinsame Spielanalyse übertrifft jedes Blue-Liveinterview: «Bravo Thun!» – «Ja, voll!»
Ja, er lebt noch, er lebt noch, er lebt noch
Ja, er lebt noch, er lebt noch, stirbt nicht…
- Season 2025 - 2026
- Thun – Servette
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- 3:1
- 18/10/2025
Mitte Oktober in der Schweiz: Während in Zürich noch Herbstferien sind an der Schule, ist in Thun das Glühweinhaus des Samichlous schon seit Tagen geöffnet. Pflichttermin für Party-Kernen auch heute vor dem Spiel. Ja dann Prost. Ich verzichte, da ich noch voll im Herbstmodus bin. Das Oberland beschäftigt aber nicht etwa, warum der Advent dieses Jahr am Thunersee so früh beginnt, sondern was es mit diesem ominösen Tabellenführerfluch auf sich hat. Noch nie hat diese Saison ein Leader sein Spiel gewonnen. Eine Frage, die uns deshalb so stark beschäftigt, weil Thun nach acht Runden tatsächlich an der Tabellenspitze steht. Der besagte Sieg müsste gegen Servette her, ein Team, das gleichzeitig Vizemeister und Tabellenvorletzter ist. Das sollte doch machbar sein.
Der Fanshop ist vor dem Spiel überfüllt. Ganz Thun will für 19 Franken einen Mini-Münggu kaufen, eine Plüschtierversion des Maskottchens. Ganz Thun? Nicht ganz. Ich stehe Ewigkeiten mit Party-Kernen an, weil dieser einen Nachschub Powerbanks braucht. Ein neues Handy, das sich mit Stecker laden würde, wäre wohl billiger. Aber soll jeder sammeln, was er will.
Wir sind dann trotzdem pünktlich in der Kurve. Was sich auch lohnt, weil die Startphase hat es in sich. Und das nicht nur wegen der Pryoshow der Grenats. In der 6. Minute kommt nach einer Flanke Stevanovic vor Heule an den Ball und versenkt diesen prompt hinter Thun-Goalie Steffen im Tor. Aber Thun will nicht zulassen, dass der Leaderfluch auch im Oberland zuschnappt. Kaum angespielt, flankt Heule zur Mitte, wo auf Umwegen Imeri an den Ball kommt. Er schiesst das 1:1. Und so jubeln wir nach sieben Minuten bereits. Und gleich noch einmal. In der 15. Minute setzt sich Labeau setzt in einem Duell gegen Rouiller durch und schiesst zum 2:1. Allerdings hat man selbst von unserer weit entfernten Kurve aus gesehen, wie Labeau den Ball mit dem Arm mitgenommen. Kommt also der VAR ins Spiel. Und der annulliert das Tor. Thun lässt nun nicht locker. Stockhorn-Arena. Kaum gibt der Schiedsrichter das Spiel wieder frei, kommt Servette-Goalie Mall bei einem Ball in die Tiefe aus dem Tor und mähnt den eigenen Verteidiger Rouiller um. Labeau reagiert blitzschnell und versenkt den Ball ins leere Tor. 2:1. Was für ein Spiel. Und da sind gerade erst 18 Minuten gespielt.
Das Spiel wird nun etwas ruhiger. Und doch bleibt Thun gut im Schuss. In der 40. Minute ertönt deshalb der Vogulisi-Torsong zum vierten Mal. Imeri trifft auf Pass von Ibayi. Wir jubeln wieder laut und müssen erneut vorzeitig damit aufhören. Der Pass wurde aus einer Offsideposition heraus gespielt, auch dieser Treffer zählt nicht. Und so geht Thun nach einer Halbzeit voller Spektakel nur mit einer 2:1-Führung in die Pause.
Nach Wiederanpfiff läuft die Matchuhr minutenlang nicht. Vielleicht ein Versuch des Vereins zu vertuschen, wie lang man in der Pause wieder für das Bier hat anstehen müssen. Als Party-Kernen und ich an den Platz zurückkommen, meint der Videowürfel, es seien erst 45 Minuten gespielt, während der Liveticker meint, es laufe die 48. Spielminute. Klar ist für alle, dass es unverändert 2:1 steht. Thun fightet nun stark, wobei aber doch Servette mehr Spielanteile hat. Mehrere Chancen haben Topqualität, wobei Servette auch schon mal versucht, die Thuner zu einem Eigentor zu verleiten. Doch die Thuner halten dicht. Das Spiel ist dabei lange fair, erst ab der 70. Minute werden Gelbe Karten verteilt. Sinnigerweise holt sich auf Thuner Seite Trainer Lustrinelli als Erster seines Teams die Karte ab. Kommt davon, wenn er lauter über die Schiripfiffe flucht als wir in der Kurve. Ja und unser Gefluche ist laut, sind doch 8600 Fans im Stadion. Das sind schon fast Gottéron-Vibes. Gottéron ist dieses Team, das heute im Emmental eine Kanterniederlage kassiert. Der 5:0 für Gottéron-Tipp von Party-Kernen ist alles andere als ein Schuss ins Schwarze.
Zum Glück hat es auch Servette nicht so mit Schüssen ins Schwarze. Auch in der vierminütigen Nachspielzeit bringen sie den Ball kein weiteres Mal an Thun-Goalie Steffen vorbei. Stattdessen die Erlösung auf der anderen Seite: Konter Thun und Tor Meichtry in der allerletzten Aktion des Spiels. Abpfiff. 3:1 für Thun. Und der Tabellenführerfluch ist besiegt. Bitte wieder so nächstes Wochenende im Wallis.
- Season 2025 - 2026
- YB – Thun
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- 4:2
- 28/09/2025
Sonntagmorgen 10 Uhr. Und alle sind wir auf dem Mühliplatz. Dabei ist es der Sonntag nach dem Fulehung. Aber auch heute steht wieder etwas Wichtiges auf dem Programm: Das Kantonsduell gegen YB. Etwas irritiert bin ich, dass nicht die Sitzplätze der Mühlibar belagert werden, sondern fast alle in den Gassen stehen bleiben. Die Portemonnaies scheinen leer zu sein nach den süffigen Fulehungtagen. Ich gönne mir quasi exklusiv ein Jungfrau Bier, aber irgendwie mundet mir das Brienzerseewasser nicht. Immerhin scheint endlich mal die Sonne, die ich während meiner verregneten Ferienwoche so sehr vermisst habe.
Mit rund 500 Leuten nehmen wir die Reise auf Richtung Wankdorf. Gölä macht im Extrazug mit neun vollen Wagen viel Stimmung, was auch angebracht ist angesichts unserer grossen Pläne. Wir wollen das Wankdorf nach dem Spiel als Leader verlassen. Das Stadion ist mit 29000 Zuschauern ziemlich voll, nur die Sonne lässt sich erst nicht blicken. Der Block Süd hat das Stadion bei seiner Anpfiffchoreo dicht eingenebelt. Die Stimmung auf der Thuner Seite ist generell gut, was auch am Spiel in der ersten Halbzeit liegt. Während das Gästeteam Angriff um Angriff startet, wirkt YB klinisch tot. Fehlpass um Fehlpass, verlorener Zweikampf um verlorenen Zweikampf. So ein schwaches YB habe ich zuletzt 1999 beim Thuner 0:3 im alten Wankdorf gesehen. Thun müsste nach einer halben Stunde längst führen. Und das hoch. Doch der Ball will einfach nicht rein. Ibayi, Reichmuth und gleich zweimal Dähler vergeben beste Chancen. Wenn sich das nur nicht rächt.
In der Pause staunen wir mal wieder über das effiziente Catering im Wankdorf. Auch wenn der Sektor und die Fans noch so voll und durstig sind, bekommt doch jeder und jede in Kürze ein Bier. Das ist nicht Hüttenzauber, das ist zauberhaft gut organisiert.
Gut gestärkt geht es in die zweite Halbzeit. Und die hat es in sich. Erst geht Thun in Führung. In der 52. Minute verwertet Ibayi einen langen Ball zum 0:1. Endlich. Und Thun könnte gleich nachdoppeln. Doch der Schuss von Matoshi landet am Pfosten. Wir sind entsetzt. Und sind es wenig später noch viel mehr. Denn ausgerechnet jetzt fängt YB mit Fussball an. Und wie. In der 64. Minute trifft Cordova zum 1:1 und in der 66. Minute Bedia zum 2:1. Es ist unverdient. Doch das Heimpublikum ist natürlich voller Euphorie. Umso besser, geben nun die Thuner wieder Gas und treffen erneut. In der 72. Minute flankt Dähler zu Meichtry, der zum 2:2 einköpft. Wenn schon nicht Leader werden, dann wenigstens einen Punkt mit heim ins Oberland nehmen. Aber YB meint es nicht gut mit uns. In der 80. Minute trifft Bedia via Latte und Pfosten zum 3:2. Und dann trifft nach einem umstrittenen Eckball auch noch Fasnacht per Kopf. Und so jubeln die YB-Spieler in der 90. Minute direkt vor einer desillusionierten Thun-Kurve. Kein Sieg im Kantonsduell, keine Tabellenführung. Und auch in den fünf Nachspielminuten will der Ball nicht mehr ins YB-Tor. 4:2 endet das erste NLA-Duell zwischen YB und Thun seit fünf Jahren. Der Fulehungsonntag hat irgendwie mehr Spass gemacht.
- Season 2025 - 2026
- Thun – FCB
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- 1:3
- 13/09/2025
Fanclublegende, ja es gibt Ihn noch, ist heute wieder mal in der Arena Thun. Heute mit Begleitung von seinem Junior Nick, spielt beim SC Worb CA und ist genauso fussballverrückt ist wie ich. Die Anreise war früh, dafür ergatterten wir einen Gratisparkplatz fernab vom Fussmarsch der FCB-Fans. Ich wollte nach dem Spiel mein Auto ja noch erkennen. Bei der Arena angekommen wollten wir die Ankunft des FCB nicht verpassen. Und schon das erste Mal wurden die Basler ausgepfiffen.
In der Arena drin genehmigten Nick und ich eine Portion Pommes und eine Cola. Kritik ans Catering: Die Cola war nicht zu geniessen, das war eine braune Brühe mit schauderhaftem Geschmack.
Kaum wieder Platz genommen, kamen auch die Basler Fans in das Stadion. Ich sagte Nick «Schau die breiten sich wie Ameisen aus» und so sah das auch aus. Innert Minuten war der Gästesektor voll. Wir hatten unsere Plätze im Sektor E, so bekamen wir das Treiben der Basler Fans hautnah mit. Dann kam ER, der Fussballgott der Basler namens Shaqiri. Die einen lieben ihn, die anderen hassen Ihn. Im heutigen Match hatten die Thuner Grund genug, um ihn zu hassen. Bei allen drei Toren war Shaq-Attack beteiligt mit Tor und Vorlage.
Thun kam nicht gut ins Spiel. Sie wurden von den Baslern in die eigene Hälfte gedrängt. So topfte Shaqiri in der 24. Minute zum 0:1. Die Thuner waren nun wach und kamen zu einzelnen Torchancen durch Ibayi und Meichtry. Doch wie heisst eine Floskel im Fussball? Wer die Tore nicht schiesst, der bekommt sie. So kam es, wie es kommen musste. In der 41. Minute trifft Ajeti zum 0:2. Die Fans von Basel freuts auch im Sektor E.
Halbzeit zwei und nun sah man die Thuner, wie man sie kennt. Giftig, spritzig und aggressiv. So kam der FC Thun in der 51. Minute nach einem Foul im Strafraum der Basler zum Penalty. Bertone schnappte sich den Ball und schoss die Thuner wieder ins Spiel. 1:2.
Übrigens werden die Tore neu von einer Frau ins Mikrofon geschrien. Gewöhnungsbedürftig und die Gute hat noch Luft nach oben. Das Thuner Publikum war fortan wieder da. Das passte Shaqiri gar nicht, der fortan jedes auch so kleine Foul gegen die Basler kommentierte. In der 78 Minute kommt dann der Rückschlag für Thun. Der Thuner Montolio bekommt direkt rot gezeigt, da er den am Boden liegenden Spieler die Faust ins Gesicht schlug. Dumm, einfach nur dumm. Thun gab nicht auf, kämpfte weiter. Chancen kamen, wurden nicht genutzt von den Thunern. In der 98 Minute kommt dann der FCB noch zum Penalty. Und wer anders als Shaqiri trifft zum Schlussresultat von 1:3.
Den FCB muss man nicht schlagen, aber heute wäre mehr drin gewesen. Gruss geht an Schiri Tschudi, der ganz klar die Basler Brille an hatte.
- Season 2025 - 2026
- Thun – GC
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- 1:1
- 30/08/2025
Thun-GC. Abstiegskampf in der Stockhorn Arena. Mit einem leichten Vorteil für die Berner Oberländer von 10 Punkten Vorsprung. Thun ist sogar Leader, aber das ist nur eine Fussnote in einer Saison, die sicher noch schwierig wird. Für Fans, die heute ein langweiliges Spiel erwarten, gibt es am Block Süd-Stand eine passende Lektüre. Die Erstausgabe des Block Blettli. Ein spannender Lesestoff mit 36 Seiten Umfang, was insbesondere für die sieben Seiten über Wacker Innsbruck gilt. Mein persönliches Highlight ist aber das gegen Liechtenstein gerichtete Scheiss Landespolizei. Aus Vaduz gab es ja auch diese Woche wieder Negatives zu lesen. Gegen alle Stadionverbote!
Die Zahl der Fans im Stadion bewegt sich im Bereich der Zürcher Postleitzahlen. 8300 ist die vermeldete Zahl. Entsprechend eng ist es im Stadion, der Bierverkauf läuft aber schon flüssiger als im ersten Heimspiel gegen Lausanne. Gut beginnt auch das Spiel. Das Heimteam macht ziemlich viel Druck in dieser Anfangsphase. Über 60 Prozent Ballbesitz beträgt die Thuner Quote in der ersten Hälfte. Nur der Ball will trotz der vielen Chancen nicht rein. Die beste Möglichkeit hat Reichmuth in der 29. Minute. Kurz zuvor hat Thun aber auch Glück bei einem Lattentreffer von Marques. 0:0 steht es zur Pause.
Schnell ein Bier geholt, wobei das 16 Minuten benötigt. Eine gefühlte Ewigkeit, bei der selbst Party-Kernen vorzeitig kapituliert. Ich bleibe aber dran und bekomme immerhin ein Sorry von der netten Dame an der Theke für die lange Wartezeit. Ein Freibier wäre die bessere Geste gewesen.
Kaum zurück in der Kurve sehe ich, wie sich Nils Reichmuth gegen Hassane durchsetzt. So steht er alleine vor GC-Goalie Hammel und schiesst zum 1:0 ein. Thun führt nach 49 Minuten. Weitere Thuner Chancen folgen. Insbesondere der eingewechselte Imeri bringt Zig vors Tor. Aber es fehlt an der Präzision. Es bleibt vorerst beim knappen 1:0. Dann ist aber GC in der Offensive. In der 84. Minute lanciert Lee Creti, der zum 1:1 trifft. Die Aktion wird zwar lange durch den VAR gecheckt, aber schliesslich für konkret befunden. Die gut gefüllte GC-Kurve zündet die einzigen Pyros an diesem Fussballvorabend.
Es ist nicht so, dass Thun jetzt noch um den verbliebenen Punkt zittern müsste. Vielmehr wird der erneute Führungstreffer gesucht. Imeri verpasst noch einmal knapp. Dann ist Schluss. Leader Thun lässt zum ersten Mal Punkte in dieser Saison. Aber weiterhin sind es 10 Punkte Vorsprung im Abstiegsduell gegen GC. Eine gute Sache.
- Season 2025 - 2026
- FCZ – Thun
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- 23/08/2025
Fuer einmal bleibt es ruhig an Zuerich gefaehrlichster Tramstelle. Hier am Kappeli haut schon mal Brian alias Carlos andere Trampassagiere um, waehrend vor GC-Spielen Gaestefans bruellend auf ihrem Fanmarsch durch die Strasse ziehen. Wie etwa die Thuner vor einem Jahr in der Barrage. Doch heute sind die Thunfans nur ganz weit im Hintergrund zu hoeren; um die Suedkurve nicht zu kreuzen, marschieren sie auf weiter stadteinwaerts liegenden Parallelstrassen Richtung Letzigrund. Dabei haette ich heute gerne am Kappeli kurz das Megafon uebernommen. Mitzuteilen haette ich naemlich, dass die Rechnung fuer die thunfans.ch-Reparatur ausgerechnet an den Exil-Thuner in Zuerich geschickt worden ist. 7750 Franken soll die Wiederherstellung kosten, das ist mehr als der gesamte Monatslohn der FC Breitenrain-Stammelf. Wenn das nicht Anlass genug ist fuer gelegentliche Bierspenden an uns thunfans.ch-Schreiberlinge.
Statt in den Gaestesektor verschlaegt es mich heute in den Sektor A7. Ich habe einen FCZ-Fan im Schlepptau. In den Reihen vor mir hat es auch andere Thunfans, mehrheitlich Familienmitglieder und Kollegen von Spielern. Auch wenn es die Plaetze nahe am Spielfeldrand zulassen wuerden, bleibt keine Zeit fuer ein Meet und Greet. Die Thuner spielen sich vollkonzentriert fuer die Partie ein, so wie es sich fuer ein Team gehoert, dass mit einem Punktgewinn die Tabellenspitze uebernehmen koennte. Auf den Raengen ist es ebenfalls schon ueberraschend laut, wobei die Thunfans aehnlich viele Schlachtrufe anstimmen wie die Suedkurve. Beim Einlauf der Teams sammeln die Gaestefans gleich noch mehr Ultrapunkte. Fuenf rote Pyros erleuchten Zuerich, so gut es an einem hellen Sommernachmittag um 18 Uhr eben moeglich ist. Obwohl es das ganze Spiel durch nicht eindunkelt, werden auf beiden Fanseiten weitere Pyros folgen.
Der FCZ startet mit mehr Ballbesitz in die Partie, waehrend Thun kompakt verteidigt und auf Konter lauert. In der 10. Minute setzt Umeh Emmanuel das erste Ausrufezeichen: Sein Schlenzer streicht nur knapp am rechten Pfosten vorbei. Meine FCZ-Begleitung schoepft Hoffnung. Doch unmittelbar nach der Zuercher Druckphase schlagen die Thuner eiskalt zu. In der 14. Minute leitet Ibayi den Ball an der Mittellinie perfekt weiter auf Rastoder, der frei auf FCZ-Goalie Brecher zulaeuft. Die FCZ-Versuche, den Angreifer doch noch zu stoppen, schlagen fehl. Rastoder schiesst zum 0:1 ein. Kurz darauf bietet sich Meichtry die grosse Chance zum Doppelschlag, doch Brecher pariert stark. Auf der Gegenseite landet wenig spaeter eine Flanke von Rodic an der Torumrandung. Im Stadion selbst schwoere ich, dass es der Innenpfosten war. Gemaess Party-Kernen-Faktencheck bei der TV-Zusammenhang wars die Latte. In der 41. Minute kommts dann noch besser fuer Thun. Meichtry tanzt im Strafraum seinen Gegenspieler aus und schlenzt den Ball gekonnt in die rechte Ecke, ein Traumtor.
Meine FCZ-Begleitung ist ziemlich bedient zur Pause. Und bedient mich zum zweiten Mal heute mit einem Bier. Das nenne ich Gastfreundschaft. Und Respekt vor dem virtuellen Tabellenfuehrer. Als ich noch raetsle, warum hier ein Thun-Fan im A7 sich fuer dieses Spiel ein Edelweisshemd angezogen hat (trotz harten Einsaetzen der Thuner Spieler bei den Zweikaempfen ist das hier doch kein Aelplerfest) kommen die beiden Teams schon zurueck auf den Platz. Nach dem Seitenwechsel erhoeht der FC Zuerich den Druck, doch Thun ist erweist sich weiterhin als das cleverere Team. In der 59. Minute erobern die Berner Oberlaender den Ball in der eigenen Haelfte. Rastoder zieht Richtung Strafraum und legt quer auf Ibayi, der aus 16 Metern Entfernung zum 0:3 trifft.
Die Reaktionen der Leute im Stadion sind mittlerweile eingeuebt. Die FCZ-Fans verwerfen die Haende, meine Begleitung flucht. Die Thunfans zuenden Pyros und jubeln lautstark. Die Euphorie hat viele von ihnen laengst so erhitzt, dass sie oben Ohne ohne auf und ab springen. Nur mit der Spielintelligenz haben es die Thunfans nicht so ganz. Als in der 87. Minute nach einem Zuercher Angriff der VAR den Schiedsrichter Marijan Drmic zum Red Car Check aufruft, starten Block Sued und Co. ein lautes Pfeifkonzert. Dabei wurde doch Bertone per Ellbogencheck zu Boden gedrueckt. Ein Stuermerfoul, das eine Rote Karte wert waere. Und tatsaechlich: Am TV-Bildschirm kommt der Schiedsrichter zur selben Erkenntnis und schickt FCZ-Keny vom Platz.
Nun hat meine FCZ-Begleitung genug. Wie so viele Zuercherinnen und Zuercher verlaesst sie schon vor Beginn der Nachspielzeit das Letzigrund. Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen! Und eigentlich schade, denn Thun setzt auf und neben dem Platz nochmals einen Farbtupfer. In der 92. Minute klaert die Zuercher Abwehr eine Flanke unzureichend, Matoshi steht goldrichtig und trifft zum 0:4-Endstand. Kurz darauf ist Schluss. Der Pfiff des Schiedsrichters bleibt bei weitem nicht der einzige. Es folgt ein ohrenbetaeubendes Pfeifkonzert im Letzigrund. Nicht mal die Suedkurve will zur traditionellen Welle mit der FCZ-Elf ansetzen. Die Welle gibt es dagegen auf Thuner Seite, wieder mit vielen roten Rauchzeichen. Wir von thunfans.ch haben die Zeichen der Zeit verstanden. Wenn Thun tatsaechlich als Tabellenfuehrer die Super League rockt, kommen wir nicht darum herum, unsere Website zu reparieren. Also zahlen wir die 7750-Franken-Rechnung und planen fuer das Fulehung-Wochenende den Neustart von thunfans.ch.