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Thun - Aarau 1:1
30.11.2024Challenge League 2024/2025


Nach Mitternacht stehe ich am Bahnhof von Aarau. Nichts Neues nach so einem Spiel gegen die Bruegglifelder. Ausser das heute der Match in Thun war. Es kommt mir vor, als sei das vor Stunden gewesen. Und tatsaechlich war schon kurz vor 20 Uhr Abpfiff. Aber so ein Spiel dauert halt bekanntermassen immer etwas laenger, wenn man mit Weisssocken-Kollegen unterwegs ist.
Getroffen habe ich heute aber auch Fans aus dem Block Sued, die sichtlich in Feierlaune sind. Das merke ich nicht nur bei all den Choreos mit und ohne Feuer, sondern auch an der Vorplatzbar. Es git Glueehwyi. Wobei ich mehr als eine Stunde vor Anpfiff der letzte Fan bin, dem der Becher ueberhaupt noch gefuellt wird. Dafuer wird der Gluehweintank minutenlang hin und her gekippt, um mir den Restalkohol ausschenken zu koennen. Meine Theorie ist ja, dass dieser Bodensatz besonders alkoholhaltig ist, anders kann ich mir also nicht erklaeren, wie ich bei diesem Fussballausflug in Eiseskaelte doch ansatzweise betrunken werde. Oder liegts an WhatsApp-Nachrichten wie Bisch du o im B6? Ha es Bier fuer di. Hier unterscheiden sich uebriegens meine Aarauer Kollegen von meinen Thuner Kollegen. Partykernen meldet sich per WhatsApp naemlich jeweils so: Bisch du o im G18? Hol es Bier fuer mi. Dieses Aarauer Bier habe ich dringend noetig. Denn direkt an der Stange vor meinem Sitzplatz haengt ein Ultrakleber. Von YB? Von GC? Nein, von der Blegikurve. Der SC Cham ist immer und uebrall.
Anders als mein Aarau-Kollege Nummer 2, der reisebedingt zu spaet ins Stadion kommt. So verpasst er die Startminuten, was zugleich schon die beste Spielphase ist. Aarau-Sturmspitze Yannick Toure spielt aufsaessig und erkaempft sich in der 5. Minute den Ball, doch Nikola Gjorgjev kann seine Vorlage nicht verwerten und knallt den Ball ueber die Latte. In Minute 8 dann ein Eckball fuer Thun. Ich gebs zu, ich sehe ebenso wenig hin wie mein Aarauer Kollege. Viel zu viele schlechte Standardsituation haben wir in der NLB bereits mitansehen muessen. Doch hier spielt Fabio Fehr den Eckball flach zu Vasilije Janjicic, der von der Strafraumgrenze einschiesst. 1:0. Wenig spaeter sitzt auch Aarau-Kollege Nummer 2 neben mir. uebrigens inkognito. Als Aarau-Fan outet sich heute Abend nur ein kleiner Knirps in der Reihe hinter mir. Und die 200 bis 300 mitgereisten Ultras im Gaesteblock. Aus ihrem Anti-Thun-Liedgut will ich mal nicht zitieren. Zitieren will ich lieber den Aarau-Spielbericht-Schreiberling, der ein Chancenplus fuer den FCA zu erkennen scheint, trotz zahlreichen Thuner Eckbaellen. Das liest sich dann so: Insgesamt war der FCA spielerisch zwar ueberlegen. Allerdings fehlte es einerseits am noetigen Quaentchen Glueck, als Gjorgjev mit seinem Schlenzer von linksaussen an der Torumrandung scheiterte, und andererseits auch an der letzten Effizienz, da die aussichtsreichen Versuche durch Valon Fazliu (20.), Toure (27.) und Milot Avdyli (42.) zu unpraezise waren. Derweil kam Thun im ersten Umgang zu einem halben Dutzend Eckbaellen, doch die Auswahl von Cheftrainer Brunello Iacopetta liess in der Defensive nach dem Kaltstart nichts mehr anbrennen.
Okay, man kann jedes laue Spiel schoenreden. Wir probierens mit schoentrinken. Ich schleppe mein Aarauer Duo mit ins Fanzelt, Kontermarke sei Dank. Dort treffen sie auf etliche Thuner
Legenden wie Partykernen, ich-wurde-wegen-einer-Gotteron-Fahne-einmal-in-Langnau-in-die-Hand-gebissen-Kevae und Unihockeyikone Reto Rueedi. Sueffig und geschwaetzig das Ganze. Doch auch fuer uns gilt dann: Pause zu Ende, Bier in die Haende. Wir gehen zurueck in unseren Sektor und kreuzen dabei indirekt die Aarauer Mannschaft, die parallel zu uns auf dem Rasen Richtung Thuner Tor stuermt. Gjorgjev auf Toure und der ins Tor. Wir koennen nur schattenhaft erkennen, wie die Aarauer jubeln. Ja, wir haben bei einem 1:1 auch schon mehr Tore gesehen.
Wieder am Platz, verfolgen wir dann die zweite Halbzeit aufmerksam. Es sind nun vor allem die Goalies Nino Ziswiler und Marvin Huebel, die sich in Szene setzen. Wobei wohl nur jene Druckphase der Thuner ab der 72. Minute mit den beiden Schuessen von Tresor Samba und Ashvin Balaruban als wirklich richtig torgefaehrlich bezeichnet werden kann. Viele Schuesse heute Abend sind doch eher schwach, das Unentschieden wird immer wahrscheinlicher. Am Spannendsten ist noch die Verkuendigung der Zuschauerzahl, die etwas mehr ueberraschungspotenzial hat als jeweils bei Gotteron. 4533 Zuschauer sind im Stadion. Wir stellen fest, dass dies auch an einer Black Friday-Aktion mit halbierten Ticketspreisen liegt, die meine Aarau-Kollegen und ich alle verpasst haben. Wir sind halt Fussballgourmets und keine Schnaeppchenjaeger.
Nach vier Nachspielminuten ist das Spiel beim Stande von 1:1 zu Ende und wir nehmen erst ein paar Bier und dann Whisky Cola in die Haende. Erst im Fanzelt, dann am Muehliplatz. Meine Aarau-Kollegen tauchen ein paar Stunden tief ins Thuner Kulturleben ein. Der Bahnhof Aarau kann noch etwas warten.