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Servette - Thun 3:1
11.08.2002NLA Qualifikation 2002/2003


Eigentlich ist es ja ein Zeichen von grosser Arroganz. Da reist die Zugfraktion des FC Thun Fanclubs doch tatsächlich um eine Stunde zeitversetzt in zwei verschiedenen Fangruppen Richtung Genf. Da gibt es einerseits diese verfluchten jungen Burschen, die einen Anpfiff erst mit einer Antrinket einleiten müssen. Und da gibt es die familiäre Bräveli-Gruppe, die ganz sportlich jeglichen Rauch und Rausch ablehnt.
Unsereins (die Rede ist natürlich von den Säufern) festet jedenfalls während der ganzen Zugfahrt so ausgelassen, als wäre die Finalrunde längst erreicht. Unsere Freude wird von manchen Mitreisenden geteilt, vielleicht nicht gerade von den halbnackten Streetparadengirls und - boys, die mit der äusserst schlechten Witterung mehr Probleme zu haben scheinen als wir. Für uns ist das einfach einen Grund mehr, unsere FC Thun-Regenschirme zu zeigen. Unsere rot-weissen Regenschirme versteht sich. Die FC Thun-Leitung hat es nämlich mal wieder fertiggebracht, einen absoluten Fehlentscheid zu treffen und die neuen FC Thun-Schirme in blau mit kleinem weissen Thun-Logo anfertigen zu lassen. Bitte?!? Plant da etwa jemand eine Fusion mit dem FC Luzern?
Die Fahrt durch die Westschweiz ist dank den weisen Worten von Gotteron-Fanclubchef Mitzu (er trägt Thun-Shirt, aber Gotteron-Schal!) so etwas wie Nachhilfeunterricht in welscher Hockeykunde. Von den Servette-, Chaux-de-Fonds, Lausanne- und Gotteron-Hockeyanern ist die Rede, Namen fallen, die ein Fan guter Eisspiele noch nie gehört hat. Da zudem Mitzus Handy ständig piepst, sind wir Gott sei Dank auch immer über den Spielstand des Testspieles Lausanne-Gotteron informiert.
Als wir in Genf sind, ist auf irgendeinem französischen Eisfeld Gotteron gerade im Schlamassel. Gotteron verliert und wir suchen angestrengt den Bus Nummer 6, der uns in die Charmilles bringen soll. Der nicht knappe Bierkonsum sorgt dabei nicht gerade für eine Steigerung unseres Orientierungssinnes, weshalb wir abwechselnd die Treppe hinauf und dann wieder hinuntertraben. Informationstafeln und Hinweisschildern sind zwar zahlreich vorhanden, doch die zeigen irgendwie alle nur den Weg zum nächsten Mäc an. Das ganze Gelände rund um den Bahnhof laufen wir so halt ab, bevor wir endlich fündig werden. Immerhin ist die Bustafel gelungen. Die erklärt uns, dass das Stadion an der Station Nummer 6 zu finden ist.
Als wir wieder aus dem Bus aussteigen, regnet es gerade nicht. Das Billetkaufritual ist wieder mal angesagt. Lächelnd und mit einer Zehnernote in der Hand nähere ich mich dem netten Fräulein im Kassenhäuschen. Ich kriege ein Ticket zum Halbpreis und einen Franken zurück. Meinem Flirt wegen können alle von uns Jungs Geld sparen. Man ist uns wohl gesinnt in Genf, selbst die Security weisen uns freundlich den Weg in unseren Sektor. Wir werden nicht abgetastet, nicht durchsucht, selbst Thun-Schirme werden nicht wie anderswo beschlagnahmt. Selbst die Sektoren sind nicht so ganz von einander abgegrenzt. Zwei Stäbe müssen an dem Tor dazwischen aufgeschoben werden und schon ist man im mittleren, leeren Sektor. Dies ist insofern wichtig, da die Thuner beim Einschiessen die Bälle immer wieder dorthin knallen. Abwechselnd übernehmen wir Thuner Fans daher Balljungenaufgaben. Einer jedoch (ist es Cerrone?) knallt den Ball in unseren Sektor hinein - direkt auf meinen Schirm, der schwankt und leicht verletzt umfällt. Nur mit Mühe kann ich ihn flicken. Aber, aber...
Der Thun-Sektor füllt sich bis Spielbeginn mit etwa 30 Fans, einigen flatternden Fahnen und einem Schweizer Kreuz am Zaun.
Und nun der Match. Oha, das Zuschauen macht uns Thunern nicht wirklich Spass. Die Genfer übernehmen gleich das Spieldiktat. Die Thuner werden immer wieder überlaufen, Chaos herrscht im Strafraum. Supertorchance 1 erreicht ihr Ziel noch nicht, Supertorchance 2 dagegen schon. Thurre trifft, Servette führt schnell 1-0.
Das Spiel flacht ab. Servette dominiert weiterhin, doch werden die Torschüsse seltener. Wenn immer aber die Servettiens abdrücken, muss man um Thun fürchten. Die Gegenwehr fehlt ganz und vor allem fehlt Deumi. Wie ein Spielausfall die Thuner Mannschaft so sehr belasten kann beunruhigt sehr.
In der Pause essen wir rote Würste und trinken Cola. Denn (Skandal, Skandal!) in unserem Sektor wird nur Bier sans alcohol ausgeschenkt. Und das tun wir uns nun wirklich nicht an.
Die Halbzeit Zwei bringt keine erhoffte Thuner Leistungssteigerung. Die Genfer zeigen mit einem furchterschreckenden Startfurioso endgültig, dass Thun nicht die geringste Chance auf einen Punkt hat. Wobei... als Thun nach wenigen Minuten kontern kann und Rama allein auf Pascolo loslaufen kann, haben wir kurz Hoffnung. Doch Pascolo brilliert, der Ball ist schnell im Thuner Strafraum zurück und wir zählen bald einmal Torschützen auf: Das 2-0 schiesst der ehemalige Thuner Held Alex Frei, das 3-0 schiesst Canvaro. Per Fallrückzieher, was für eine Schmach.
Servette greift weiter an, eine Kanterniederlage liegt in der Luft. Zumal der Schiri Salm nicht gerade thunfreundlich pfeift. Doch ausgerechnet in dem Moment, wo wir "Fussballmafia SFV" schreien, wertet Salm eine der Ball hüpft von Knie an den Arm-Szene im Genfer Strafraum als penaltywürdig. Renfer nimmt unter gellendem Pfeifkonzert Anlauf und schiesst zum 1-3 an.
Viel mehr sieht man von den Thunern nicht. Die Genfer schiessen noch ein Tor (zum Glück Offside) und verwerten eine 100 prozentige Torchance nicht. So bleibts beim 3-1. Wahrlich kein Grund zum Feiern, die Thuner Spieler zeigen dennoch Grösse und bedanken sich nach Abpfiff bei uns für unsere Unterstützung.
Die Rückfahrt steht an. Die beiden Fangruppen reisen nun im selben Zug, aber in verschiedenen Abteils. Die blaue Gruppe übt sich gemeinsam mit Zürcher Fräuleins im Papierfliegerbasteln und Feuchtwerden. Und schliesslich wird gar noch gefeiert - die Tatsache, dass YB auch nach dem 7. Spieltag wegen des schlechteren Torverhältnisses einige Plätze hinter dem FCT klassiert bleibt. Da ist ein Besuch des Thunfestes Ehrensache. Schade nur, dass zu dieser später Stunde sich mehr Gotteron- und YB-Fans zu erkennen geben als Thun-Fans. Aber wenn erstmal GC geschlagen ist...