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YB - Thun 3-0 |
22.09.2002 | NLA Qualifikation 2002/2003 |
So an den Beginn dieses Berichtes stelle ich einen äusserst provokativen Satz: Der FC Thun ist der Derbysieger der Herzen!
Um halb vier stehen wir Thuner Fans bereits vor dem Stadion. Doch rein kommen wir trotz anderslautenden Versprechungen vorerst nicht. Das Tor zum Sektor B bleibt zu, während wir durch die Löcher der Abschrankungen sehen können, wie sich die YB-Fans bereits im Stadion installieren. Doch lange müssen wir nicht warten, mit nur zehn Minuten Verspätung dürfen auch wir Thuner rein. Emsig hängen wir unsere Fahnen und Transparente auf, Kevin bringt gar unsere Fanclub-Pauke mit, gerade rechtzeitig, denn da will doch tatsächlich Tele Bärn schon über eine Stunde vor Anpfiff im Thuner Sektor filmen. Da machen wir schon mal Stimmung, wobei wir die Pauke auf einen Abfalleimer stellen. Das wirkt im Fernsehbericht gut, doch den für die Stadionsicherheit zuständigen Broncos gefällt das gar nicht. Kurzerhand beschlagnahmen sie den einzigen Ghüderkübu im ganzen Thun-Sektor.
Beim Einlauf der beiden Mannschaften verschwinden unsere Köpfe ganz SCB-stylish unter einer grossen Fahne. Als wir wieder auftauchen, ist der Sektor voller rosa Rauch. Ein Möchtegern-Fan hat irgendein Militärpulver angezündet, so ein Depp. Er wird abgeführt, wobei sich herausstellt, dass der Junge nicht mal Thun-Fan ist.
Und dann wird gesungen, dann wird gespielt. Und es werden Tore geschossen. Quasi von einem Ur-Thuner, der leider nicht mehr bei den Rot-weissen spielt. "Verräter" Berisha ist es, der unsere Derbysiegträume in knapp 20 Minuten zerstört. Zweimal schiesst er ein, einmal aus dem Spiel heraus, einmal mit einem wunderschönen Freistoss. Okay, den Freistoss schiesst Chappi so verdammt genau, Berisha setzt danach giftig- richtig nach. Kobel ist beide Male machtlos, doch die Verteidiger machen nicht die beste Figur. Aus, vorbei.
Helfen könnte da eigentlich Schiri Nobs. Wenn der doch bloss die nicht wenigen Thuner Angriffzüge so genau verfolgen würde wie wir und die Regelverstösse der YB-Spieler ahnden würde. Besonders dieses klare Hands im Strafraum. Da muss man doch Pfeifen. Unser Unmut ist gross, als der Pfiff ausbleibt. Und dann in den letzten Spielsekunden der ersten Halbzeit. Nach einer weiteren guten Thuner Aktion wird der Ball von einem YB-Kicker ins Aus gelenkt. Klarer Fall für alle auf dem Platz: Eckball. Alles macht sich daher bereit für den Corner, doch der Schiri zeigt zum Verduzen aller auf den Abstosspunkt. Unglaublich!
In der Pause trifft Sascha beim Sektorentrenngitter auf einen Arbeitskollegen, einen YB-Fan. Bei der Diskussion merkt man rasch, wie das Spiel steht. Saschas Kollege ist voll gut drauf, Sascha hitzig und genervt. "Ich will gar nichts hören!" so sein Standartsatz.
Ich dagegen warte äusserst lange auf meine Kalbsbratwurst. "Es hat gerade keine, es hat gerade keine" wird mir immer wieder gesagt, und ich kann mitansehen, wie andere Esswillige Würste in die Hand gedrückt bekommen. YB-Würste sind übrigens nicht sehr gefragt, nur Mitzu greift zu dem seltsamen Ding.
Halbzeit Zwei beginnt mit einem zweiten krassen Fehlentscheid. Ädu Moser kommt ins Spiel und wird nach keinen drei Spielminuten aufs Gröbste von hinten umgehauen. Rote Karte wie damals für Naldo in Wil? NEIN! Schiri Nobs ruft einzig die Helfer aufs Feld. Und die müssen Ädu Moser abtransportieren. Schwere Verletzung, das Aus wohl nicht nur für diesen Match. Ferreira muss nun vorne für Wirbel sorgen. Ein Unterfangen, das nicht klappt.
Da auch YB fast zu keinen Chancen kommt, gibts zur zweiten Halbzeit nicht allzu viel zu sagen. Laaaaaaaaaaaaangweilig!
Dafür kommts im Thun-Sektor zu unschönen Szenen. Die Thuner Sing- und Polonaise-Aktionen kommen bei den Broncos nicht gut an. Als erst noch bei weiteren Fehlentscheidungen Becher und Schirmteile (?!?) fliegen, fliegen plötzlich zwei unserer besten Fans vorübergehend aus dem Sektor: Röbi und Kevin werden von den Broncos abgeführt. Natürlich, gegen Kinder und Behinderte machen Machtbeweise grossen Spass.
Ja und das Spiel, das ist in der 83. Minute endgültig entscheiden, als Gügi Sermeter mit einem wunderschönen Schuss Kobel austrickst. 3-0.
Das Spiel plättschert nun endgültig, einzig eine Chance zum 4-0 ist noch da, aber damit wäre der Sieg nun wirklich zu hoch. Es bleibt beim 3-0.
Bald ist Schlusspfiff, Zeit zur Heimkehr. Als Kaffbewohner steige ich als einziger Thuner Fan schon weit vor Thun aus, gemeinsam mit einer YB-Gruppe. "Was, bei uns im Dorf gibts nen Thun-Fan?" "Ja, das ist doch der mit diesem Gfotz-Transparent in der Bahnhofüberbauung." Schön, wie meine FC Thun-Balkondekoration bemerkt wird in unserem Dorf. Ein paar bisisge Worte fallen da nun zwischen den YB- und Thun (also mir)-Gesinnten. Doch alle Derbyfeindschaften sind spätestens dann vergessen, als der eine YB-Fan bemerkt, dass er seinen Rucksack im Zug vergessen hat. Schnell rufe ich Mitzu im Zug an, damit der das Gepäckstück an sich nimmt und am Bahnhof Thun abgibt. Ganz so schlimm kann doch die YB-Thun-Feindschaft gar nicht sein. Wobei eben, nicht einmal über den Sieger des Abends kann man sich ganz sicher sein. Die schlechte Schiri-Leistung, die miese Behandlung von uns Thunern durch die Broncos - irgendwie sind wir Thuner doch wirklich die Derbysieger der Herzen. Provokativ, aber ja!
Matthias Engel |
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